Hufpflege für "Barfußgänger"

von Hubert Zecherle auf www.reiten-by-zecherle.de

     Seit 2000 bearbeite ich die Hufe unserer Ponys (www.reiten-by-zecherle.de), die anfangs alle ohne Hufeisen waren. Die Grundlagen der Hufbearbeitung für Barfußgänger erlernte ich bei Herrn Adolf Krieb aus Kaufbeuren, dessen Erfindung auch das unten beschriebene Messgerät ist. Herr Krieb vertritt die Ansicht, dass der Hufboden nicht ausgeschnitten werden muss und nicht das Aussehen des Hufs, sondern dessen Stellung entscheidend für das gesunde Laufen des Pferdes sind. Nach den bei ihm erlernten Regeln bearbeite ich seitdem erfolgreich die Hufe unserer Ponys. Da drei unserer Ponys zur Zeit (seit 2009), durch die hohe Beanspruchung im Turniersport, beschlagen sind, ist mir nur der "Kleine Miller" (Welsh, 110 cm) zur Hufpflege geblieben. Da an ihm wegen seiner Größe die klassische Haltung bei der Hufpflege nicht funktioniert, beschränke ich mich in der Beschreibung unten auf die rückenschonende Bearbeitung von "Kleinponyhufen". Seine Hufe bearbeite ich alle 3 bis 6 Wochen, da ich lieber weniger und dafür öfter die Stellung der Hufe korrigiere, damit die Umstellung jeweils nicht so groß ist. 

Seit 2018 verwende ich eine Akku-Flex mit Fächerscheiben statt der Hufraspel. Das Geräusch scheint die Pferde nicht zu stören und es geht viel schneller, mit weniger "Geruckel" - besonders für die alten steifen Ponys und die rückenlahmen menschlichen Hufbearbeiter. Schutzbrille und Gehörschutz für den Hufpfleger sind obligatorisch.


Der "Kleine Miller" ist heute (10.07.2019) mit 25 Jahren gestorben.
Werkzeug

Hufraspel

Hufmesser

Handbohrer

Messgerät

Haumesser

Reinigung

Hufbock

Werkzeugkiste

Schutzkleidung

Hufpflege Vorhand

Hufpflege Hinterhand

Sicherheit

Vorbereitung

Vorbereitung, Strahl und Eckstrebe

Meine Regeln für verletzungsfreies Arbeiten

Strahl und Eckstrebe

Messen

Messen

Hufrehe

Raspeln Hufsohle 

Raspeln Hufsohle 

Hufpflege bei Hufrehe

Raspeln Hufwand

Raspeln Hufwand

Hufraspel

   

    

Die Hufraspel hat i.d.R. eine "grobe" Seite zur zügigen Spanabnahme und ein "feine" Seite zum glätten. Sie wird normalerweise ohne Griff verkauft. Plastik- oder Holzgriff ist eine individuelle Entscheidung. Ich bevorzuge Holzgriffe.

Es sollte immer mindestens eine Hufraspel vorrätig sein. Eine scharfe Hufraspel erleichtert das Arbeiten am Pferdehuf ungemein!

  

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Hufmesser

      

Es werden rechts- und links (sowie beidseitig) schneidende Hufmesser verkauft. Von den beidseitig schneidenden Messern rate ich ab, da man das Messer nicht über eine Hebeltechnik am Messerrücken führen kann. Ich verwende  rechts- und links schneidende Hufmesser, da ich die Messer mit der linken sowie mit der rechten Hand benutzen kann und je nach Schnitt so immer "von der Haltehand weg" schneiden kann.

Links schneidendes Hufmesser

Rechts schneidendes Hufmesser

Die Hufmesser müssen immer scharf sein, um die Verletzungsgefahr zu minimieren. 

Zum schärfen "zwischendurch" gibt es spezielle dünne Abziehstähle.

   

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Handbohrer

  

Den Handbohrer verwende ich als Hufauskratzer, weil man damit auch kleine Steine aus der zu bearbeitenden Fläche entfernen kann, ohne das Pferd zu verletzen.

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Messgerät

   

Mit dem von Herrn Krieb gebauten Messgerät kann man die Stellung des Hufs überprüfen. Der Winkel zwischen der Mittelachse der Hufsohle und Schienbein sollte unter Belastung 90 Grad betragen. Zusätzlich sollte der Winkel zwischen der Hufsohlenfläche und der Achse des Schienbeins 90 Grad betragen. 

  

    

Oberes Bild

Messgerät Einstellung Vorhand

  

  

Unteres Bild 

Messgerät Einstellung Hinterhand

 

 

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Haumesser

     

Mit dem Haumesser kann man sehr viel Huf sehr schnell "abschlagen". Ich verwendete es früher bei fremden Pferden, die nur alle 4 bis 6 Monate zur Hufpflege kamen und das Raspeln zu lange gedauert hätte.

  

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Reinigung

    

Nach jedem Pferd/Pony und am Ende der Hufarbeit sollten die Raspeln aus hygienischen Gründen gereinigt werden. Ich verwende dafür eine Drahtbürste.

  

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Hufbock

    

Den Hufbock verwendet man bei der Bearbeitung der Hufwand (oder man stellt sich den Huf auf den Oberschenkel). Den Hufbock habe ich selber aus drei Balkenresten und einem "Betoneisen" gebaut. Der Tennisball verhindert ein "Wegziehen" bei "fühligen" Ponys.

 

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Werkzeugkiste

   

Die selbstgebaute Werkzeugkiste sorgt für Ordnung und ein ordentliches Handling.

Inhalt:

3 - 4 Raspeln (mit Griff)

2 Ersatzraspeln

Haumesser

Hammer

Messgerät

Handbohrer

Hufmesser (mehrfach)

Abzieher für Hufmesser

kleine Rundraspel

"Knipser" - Zange 

  

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Schutzkleidung

     

Als Schutzkleidung verwende ich 

eine Lederschürze, Handschuhe und Stahlkappenschuhe. 

Schutzkleidung ist wichtig, da eine gute Hufraspel Stoff und Haut problemlos und leicht "durchschrubbt". Hufmesser werden häufig mit viel Kraft geführt, deshalb sollten immer Handschuhe getragen werden. Da Pferde sich manchmal bewegen und die Bewegungsfähigkeit "unter" dem Pferd eingeschränkt ist, sind Sicherheitsschuhe obligatorisch.

   

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Sicherheit

In zehn Jahren Hufpflege habe ich mich kein einziges mal verletzt (von kleineren Abschürfungen abgesehen) bzw. bin von keinem Pferd verletzt worden. 

Ich arbeite grundsätzlich alleine, ohne Aufhalter. So kann ich jede Muskelanspannung des Pferdes erfühlen und entsprechend reagieren, ohne an die Sicherheit eines Helfers denken zu müssen.

 

Ich halte mich an folgende Regeln:

  • Nähere dich dem Pferd immer mit ruhiger Stimme.

  • Überrasche das Pferd nie.

  • Gewalt ist keine Lösung - schlage das Pferd nie, wenn du dich ihm wieder nähern und an seinen Hufen arbeiten willst.

  • Sei ruhig aber bestimmt.

  • Sprich während der Arbeit mit ruhiger Stimme mit dem Pferd - es wird dich zwar nicht verstehen, aber es ist ein guter Zuhörer und deine Stimme wirkt beruhigend.

  • Bei unbekannten Pferden besonders langsam und vorsichtig sein.

  • Auch ein Pferd kann einen schlechten Tag haben --> nichts erzwingen --> am nächsten Tag noch mal probieren.

  • Die Hufe so halten, dass man nicht in Schlagrichtung steht.

  • Hinterhand zur Bearbeitung nach hinten ziehen, dann gibt es keine Möglichkeit um Schwung zu holen oder das Schwungholen wird durch das Gewicht des Bearbeiters erschwert und dieser kann seitlich ausweichen.

  • Die Vorhand zur Bearbeitung unter den Pferdebauch ziehen und von der Seite bearbeiten. Schwung holen und Ausschlagen zur Seite ist nicht möglich.

  • Versuche möglichst alle Arbeiten mit geradem Rücken auszuführen, denn ein Pferd / Pony ist zu schwer um es aus dem Rücken zu halten. Manche Pferde lieben es, ein Bein auf dem Hufpfleger abzulegen und zu belasten - das hält kein Menschenrücken länger aus. 

  • Arbeite nie ohne Schutzausrüstung - meine Abschürfungen habe ich mir alle zugefügt, weil ich "schnell" etwas machen wollte. Eine Abschürfung 5 cm * 10 cm ist mit einem langen Raspelzug erledigt.

  • Hufbearbeitung nur mit scharfen Raspeln und Hufmessern. Stumpfe und abgenutzte Werkzeuge bedeuten einen höheren und damit unkontrollierteren Kraftaufwand und man muss mehr "am Pferd rumreißen". 

     

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Hufpflege Vorhand

Reinigung der Hufsohle mit dem Handbohrer. Dabei möglichst den ganzen Dreck entfernen. Eingedrungene Steine /Steinchen mit der Spitze des Handbohrers lösen. 

 

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Ausschneiden des Strahlpolsters und Kürzen der Eckstreben.

 

Soweit möglich, immer von der Haltehand weg schneiden. 

 

Ziel des Ausschneidens ist, dass sich keine dauerfeuchten Stellen zwischen Strahl und Sohle bilden können und Dreck gut zu lösen ist.

Die gestrichelte Linie zeigt die tiefsten Stellen der Strahlschnitte.

Die Eckstreben auf das Niveau des Hufbodens kürzen (blaue gepunktete Linien). Hierbei ist häufig besonders viel Kraft nötig. Dabei auf den Messerrücken, mit den Daumen der Haltehand, zusätzlich kontrolliert Kraft aufbringen.

 

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Vor Beginn des Raspeln muss mit dem Messgerät die Stellung des Hufs überprüft werden. Dabei wird das Messgerät auf die Hinterseite des entspannt gehaltenen Schienbeins gelegt und mit einer Hand fixiert. Mit der anderen Hand wird der bewegliche Teil des Messgeräts an den Hufboden gedrückt. Dadurch, dass die Holzplatte im rechten Winkel zur Scheinbeinauflage montiert und absolut plan ist, sieht man wie ungleich der Hufboden abgenutzt ist. Im Gelenkanschlag sollte die Schienbeinauflage mit der Halterung der Holzplatte einen rechten Winkel bilden (schwarze gepunktete Linien). Eine fehlerhafte seitliche Hufneigung ist durch die Kontrolle des rechten Winkels zwischen der Schienbeinauflage und der Anlageplatte zu verhindern (rote gestrichelte Linien). 

Ziel des Raspeln sollten zwei rechte Winkel und eine plane Hufsohle sein.

Während des Raspelns ist die Stellung mehrmals zu überprüfen!

   

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Immer mit ruhigen, langen "Zügen" flächig raspeln. Die Hufauftrittsfläche muss plan sein! Also lieber häufiger mit wenig Druck raspeln, als mit viel Kraft Unebenheiten einzuarbeiten. 

Was weg ist, ist weg!

Nach dem Raspeln mit der feinen Seite Glätten.

Regelmäßig mit dem Messgerät die eigene Arbeit kritisch überprüfen. 

Die Raspel am Griff oder an der Arbeitsfläche halten (Handschuhe!).

 

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Wenn die Stellung des Hufs stimmt, muss noch die Hufwand bearbeitet werden. Dabei beim gesunden Huf die Hufwand bis zur weißen Linie zurücknehmen.

Das "Einziehen" erfolgt bei abgeknicktem Bein, da der Blick auf die Sohle nötig ist. Die weiße Linie befindet sich hinter der Hufwand und wird meist erst beim Raspeln weiß oder gelblich sichtbar. Die Hufwand nur im untersten Teil wegnehmen. Der Rest der Hufwand bleibt unberührt! 

Nach dem Raspeln mit der feinen Seite glätten.

Das Glätten kann auf dem Hufbock erfolgen. 

Wenn kein Hufbock vorhanden ist, kann man sich den Huf zum Glätten auch auf den Oberschenkel stellen 

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Hufpflege Hinterhand

Reinigung der Hufsohle mit dem Handbohrer. Dabei möglichst den ganzen Dreck entfernen. Eingedrungene Steine /Steinchen mit der Spitze des Handbohrers lösen. 

Auch das Ausschneiden der Strahlpolsters und das Kürzen der Eckstreben erfolgt wie bei der Vorhand.

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Das Messen der Hufstellung erfolgt mit dem umgebauten Messgerät. Nach der Bearbeitung des Hufs sollte kein "Spalt" (roter Pfeil) mehr zu sehen sein, da die Auftrittsfläche dann plan ist.

Die Hufsohle muss senkrecht zur  Schienbeinachse sein (gelb) .

 

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Mit ruhigen, langen "Zügen" flächig raspeln. Die Hufauftrittsfläche muss plan sein! 

Nach dem Raspeln mit der feinen Seite Glätten.

Regelmäßig mit dem Messgerät die eigene Arbeit kritisch überprüfen. 

Die Raspel am Griff oder an der Arbeitsfläche halten (Handschuhe!).

Den Huf möglichst weit langsam nach hinten ziehen. Dadurch nimmt man dem Pony die Möglichkeit mit Kraft auszutreten.

 

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Beim gesunden Huf die Hufwand bis zur weißen Linie zurücknehmen.

Die weiße Linie befindet sich hinter der Hufwand und wird meist erst beim Raspeln weiß oder gelblich sichtbar. Die Hufwand nur im untersten Teil wegnehmen. Der Rest der Hufwand bleibt unberührt! 

Nach dem Raspeln mit der feinen Seite glätten.

Das Glätten kann auf dem Hufbock erfolgen. 

An der Hinterhand ist es oft einfacher, sich den Huf auf den Oberschenkel zu stellen. 

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Hufrehe

Der "Kleine Miller" hat chronische Hufrehe (in unterschiedlichen Stärken) die schubweise auftritt. Er hatte diese Erkrankung schon bevor er in unseren Besitz kam. Die Empfehlung des Tierarztes, ihn Einzuschläfern, kam für uns nicht in Frage. Mit dem von Herrn Krieb vermittelten Wissen über Hufmechanik kann ich ihn seit zehn Jahren so "am Laufen halten", dass unsere Kinder mit ihm erste Turniererfahrungen machen konnten. Zur Zeit ist er im Unterricht für Reitanfänger eingesetzt und zieht im Winter Schlitten.

 

Die Hufrehe ist eine Huflederhautentzündung zwischen Zehenwand und Hufbein. Meist sind die Vorderhufe betroffen, seltener auch alle Hufe (der Kleine Miller ist an allen vier Hufen erkrankt).

Häufige Ursachen sind:

  • Ernährung (zu viel frisches Gras)

  • Stoffwechselprobleme (der Kleine Miller hat bei jedem Fellwechsel extreme Reheschübe)

 

Grau Wandhorn (Hufwand)

Grün Blättchenhorn (Lamellen)

 

Durch die Entzündung (roter Pfeil) löst sich die Verbindung zwischen Zehenwand und Hufbein. Der normale Stand auf der Zehenwand verursacht Schmerzen, deshalb versuchen betroffene Pferd auf den Ballen zu stehen oder legen sich hin. Zur Behandlung ist eine spezielle Hufbearbeitung nötig, bei der Teile der Hufwand entfernt werden.

Beim normalen Laufen wird die Hufwand so belastet, dass das Blättchenhorn die Zugbelastung vom "Hufinnenleben" aufnehmen und halten kann. Durch die Entzündung ist diese Haltefähigkeit eingeschränkt. Das Laufen verstärkt noch die Ablösung der Hufwand, weil die dabei auftretenden mechanischen Kräfte dies begünstigen. 

Um nun der Hufwand die Möglichkeit zu geben, ohne Zugbelastung nach außen nachzuwachsen, muss die Zehe (die Spitze des Hufs) abgeraspelt und die Hufwand ausgedünnt werden. Das Abrollen beim Laufen erfolgt nun ohne Belastung der Hufwand. Dies verringert auch den Schmerz erheblich.

Die Bilder zeigen zwei Hufe mit den verbreiterten Lamellen (schwarze Pfeile, ca. 12 mm, normal wären 2 mm). 

Am rot markierten Bereich ist die Hufwand entfernt, um das Abrollen zu erleichtern.

Rehehuf vor der Hufpflege

  • unregelmäßige Auftrittfläche

  • Zehe weit nach vorne geschoben

Rehehuf nach der Hufpflege

  • regelmäßige Auftrittfläche

  • Zehe zurückgenommen

  • Hufwand im vorderen Bereich entfernt

  • Hufwand nach oben hin ausgedünnt

 

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